Alexander „Sascha“ Zverev (21) siegte am 18. November sensationell bei den ATP Finals in London gegen die Nr.1 der Welt, Novak Djokovic. Das Turnier der acht weltbesten Tennis-Cracks genießt inoffiziell den Ruf einer Tennis-Weltmeisterschaft. Und wahrlich weltmeisterlich trumpfte der Hamburger gegen den routinierten Serben auf. Mit 6:4 und 6:3 schoss der Sohn russischer Eltern den Weltranglistenersten vom Court, und landete damit den bisher größten Erfolg seiner Karriere. Der letzte Deutsche, dem der Titeltriumph gelang, war Boris Becker 1995. Vier Jahre zuvor, 1991, waren Zverevs Eltern nach Hamburg gezogen, inzwischen hat er seinen Wohnsitz im Steuerparadies Monaco. In der Welt zuhause, in der Weltrangliste auf Rang 4 – und wie steht es um Zverev im World Wide Web? Und wie performt der DTB? Schließlich stellt Zverevs Erfolg auch eine Chance für die  – in der Wahrnehmung (gefühlt) eingeschlafene – Sportart Tennis dar.

Zverev im Google Visier

Im Sommer 2017 gab der 21-jährige Weltklassespieler während eines Turniers in einer Diskussion mit dem Schiedsrichter zum Besten: „Niemand … interessiert sich für mich“.

Diese subjektive Einschätzung aus 2017 können wir nicht bestätigen. Prüft man z.B. das Google-Suchinteresse nach Zverev, so sieht man deutlich, dass auch im Jahr 2017 nach ihm gesucht wurde.

Google Trends Abfrage: Alexander Zverev

Google Trends Abfrage von „Alexander Zverev“. (Bildquelle: © by Google Trends, 21.11.2018)

Das WWW-Interesse steigt

Das Suchverhalten bei Google zeigt aber auch deutlich, wie stark das weltweite Interesse an Zverev in diesem Jahr gestiegen ist: Google Trends markiert 2 Ausreißer – beim French Open-Viertelfinale gegen Dominic Thiem im Juni und zu den ATP Finals Mitte November. Und der Peak dürfte noch einmal erheblich gestiegen sein, da noch keine Messung nach dem Finalsieg vorliegt.

Aber was heißt das in Zahlen? Alexander Zverevs durchschnittliches monatliches Suchvolumen (Stand 20.11.18) beläuft sich auf Ø 49.500 Suchanfragen pro Monat . Im Vergleich dazu belief sich bei einer Abfrage am 5.11.18 der Wert noch auf 40.500 – eine beachtliche Steigerung innerhalb von 15 Tagen!

„Ein Deutscher mit Humor, der reden und über sich selbst lachen kann – ein Star ist angekommen.“ – Boris Becker über Alexander Zverev

Tennis-WM-Star Zverev auf dem Weg zum WWW-Star?

Zverev setzt Superlative: Als jüngster Weltmeister seit Djokovics erstem Titel 2008. Als einziger Spieler in den Top-10 unter 25 Jahren. Als Weltranglisten-Vierter beendet er die Saison 2018 zum zweiten Mal in Folge unter den Top 5. Für seinen Titel in London kassiert er 2,2 Mio. Euro. Passend dazu das Statement von Boris Becker, der in seiner Funktion als BBC-Kommentator über seinen deutschen Nachfolger auf dem ATP-Thron im Moment des WM-Triumphes schwärmte: „Ein Deutscher mit Humor, der reden und über sich selbst lachen kann – ein Star ist angekommen.“ Und Beckers Aussage wird sogar mit Zahlen unterlegt. So konnte Alexander Zverev bei den monatlichen Google-Suchanfragen (siehe Tabelle u.) bereits zum langjährigen Tennis-Weltstar Rafael Nadal aufschließen. Becker, im Deutschen Tennis Bund als „Head of Men‘s Tennis“ in Amt und Würden, legt sogar noch nach: „Der Titel von London zeigt, dass er der Größte der neuen Generation ist.“

Suchanfragen: Eine Frage der Gefragtheit im Netz

Wer ist wie stark gefragt im Internet? Antworten auf diese Frage liefert wie oben erwähnt Google Trends. Randnotiz vorweg: Ausgerechnet Boris Becker, Zverevs deutscher Vorgänger auf dem WM-Thron, rangiert noch immer ganz oben im www-Suchanfragen-Ranking mit 165.000 Aufrufen monatlich. Um eine Positionierung von Zverevs www-Standing greifbar zu machen, haben wir zum Vergleich einige andere deutsche Weltklasse-Sportler und internationale Spitzen-Tennisspieler aufgeführt. So hat Zverev beispielsweise Deutschlands berühmtesten Iron Man-Weltklasseathleten Jan Frodeno (298.000 Instagram-Follower) im Suchanfragen-Ranking um mehr als das Dreifache überholt. Mit Deutschlands Ski-Ass Felix Neureuther, bekannt und beliebt als besonders Social Media affin und aktiv, konnte Deutschlands gefeierter Tennisstar gleichziehen. Um mit Formel 1-Star Sebastian Vettel, vierfacher Weltmeister und seit 2007 im Blickpunkt des weltweiten Rennzirkus, gleichziehen zu können, bedarf es eines ca. 50%igen Wachstums des Suchanfragenvolumens. Deutschlands beste Weltklasse-Tennisspielerin Angelique Kerber, die 2018 mit Turniersiegen in Wimbledon und bei den Australian Open auftrumpfte, verfügt noch über einen größeren Vorsprung mit etwa 110.000 Suchanfragen monatlich.

Welcher Spitzensportler ist wie gefragt?

Tabelle: durchschnittliches monatliches Suchanfragen zu Sportlern bei Google

Durchschnittliches monatliches Suchvolumen bei Google: Boris Becker rangiert immer noch ganz oben im Suchanfragen-Ranking. (Bildquelle: © by Google Ads Keywordplanner, Auswertung vom 20.11.2018)

„digital desert“

Umso überraschender: Suchanfragen bei Google können weder von Zverev selbst noch vom DTB bedient werden. Laut Sistrix rankt die DTB-Seite dtb-tennis.de sogar überhaupt nicht zum Keyword „alexander zverev“. Dass der frisch gekürte WM-Triumphator keine eigene Website besitzt, passt daher ins Online-Szenario, das einer „digital desert“ gleichkommt. Hier dienen Angelique Kerber und Zverevs Racket-Rivalen Federer, Nadal und Djokovic als Vorbild mit eigenen Websites, die Informationen für Interessierte und Fans im Netz bereithalten. Eine digitale „Haltung“, die vor allem auch den Sponsoren der Player gefällt. Somit sollte es nur eine Frage der Zeit sein, wann Zverev-Manager Patricio Apey entsprechende Unternehmungen in Angriff nimmt. Um dem Anstieg der sportlichen Leistung und dem www-Interesse Rechnung zu tragen, braucht es entsprechende Monetarierungsmöglichkeiten: Eine eigene Website für unseren Tennisweltmeister.

Viele Grüße

 

Bildquelle Titelbild : © Foto: Clive Brunskill / Screenshot  Instagram / atpworldtour