#niemalsallein: Der 96-Claim prangt auf der digitalen Anzeigetafel. Sinnbild für die gesteigerte Bedeutung digitaler Vermarktungsmöglichkeiten?
In der Fußball-Bundesliga hat Aufsteiger Hannover 96 einen tollen Saisonstart hingelegt: Nach 12 Spieltagen rangiert die 96-Elf auf Tabellenplatz 8. Für Begeisterung auf den Rängen sorgte vor allem das Heimspiel-Highlight, als die 96-Elf von Trainer André Breitenreiter mit einer Topleistung einen 4:2-Sieg gegen Champions-League-Klub Borussia Dortmund feierte. Aufstrebend und ambitioniert geht auch das Marketing-Team auf dem Themenfeld der Digitalisierung ans Werk. Davon berichtet in unserem neuen Interview 96-Marketingleiter Josip Grbavac.
web-netz: Herr Grbavac, welche digitalen Möglichkeiten der Vermarktung hat Hannover 96 bereits in die Hand genommen und worauf liegen Fokus und Zielsetzung?
Josip Grbavac: Im Sponsoring vermarkten wir vor allem unsere Social Media Kanäle, die Homepage sowie den Newsletter. Hier wollen wir vor allem unsere Sponsoren und Partner redaktionell einbinden und mitnehmen. Das geschieht mittlerweile auch abteilungsübergreifend, so dass wir beispielsweise Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen über diverse Schulungen für die Social Media-Kommunikation weiterbilden. Darüber hinaus bieten wir seit längerem auch print-at-home Tickets und Fanartikel-Gutscheine an.
Inhalt
E-Commerce soll forciert werden
web-netz: Welche digitalen Projekte befinden sich strategisch in Planung?
Josip Grbavac: Generell werden wir das Thema E-Commerce in den nächsten Monaten forcieren, indem wir auch unseren Online-Fanshop neu aufsetzen wollen, um auch hier das Cloud-Marketing vorantreiben zu können. Dazu angedockt werden wir aber auch das E-Mail-Marketing weiter ausweiten. Auch wenn E-Mails in Zeiten von Social Media gerne mal belächelt werden, ist es nach wir vor ein sehr starkes Kommunikationstool.
web-netz: Hannover 96 ist erfolgreich in die Saison gestartet. Dabei hat der brasilianische Neuzugang Jonathas sofort bei seiner 96-Premiere als Joker den Siegtreffer erzielen können. In den ersten sechs Partien traf der Brasilianer dreimal und bereitete auch drei Tore maßgerecht vor. Ein Star, der sofort liefert. Wie will 96 die Neuverpflichtung in die Vermarktung einbeziehen?
Josip Grbavac: Wir werden jetzt nichts Besonderes um ihn herum basteln, er ist Teil der Mannschaft und die steht im Fokus. Natürlich freuen wir uns über den Start, auch für ihn selbst. Es sind aber erst einige wenige Spiele gespielt. Wenn es so weiterläuft, wird sich dies sicherlich auch im Trikotverkauf widerspiegeln. Auch die Sponsorennachfragen an Jonathas für PR-Aktionen werden sicherlich steigen und uns allen gut tun. Dennoch: wichtig ist der Erfolg der Mannschaft.
Ansturm im Fanshop durch Stürmerstar Jonathas?
web-netz: Hat die Verpflichtung des torgefährlichen Stürmers einen Ansturm auf den Fanshop auslösen können?
Josip Grbavac: Wir haben schon ein paar Trikots mit seinem Namen verkauft, ganz klar. Generell haben wir sicherlich durch die Euphorie des Aufstiegs und der Rückkehr in die 1. Liga auch im Merchandising profitiert, was sich auch in den Trikotverkäufen abzeichnet. Wir und unsere Fans können den aktuellen Stand ganz gut einschätzen, freuen uns darüber und schauen, was noch kommt.
96 bespielt auf Instagram zwei Kanäle
web-netz: Jonathas hat auf Instagram 46.000 Follower, 96 liegt bei 67.800. Gibt es Überlegungen für Planspiele, um Synergien und Steigerungspotenziale zu erschließen? Oder spielt Instagram nur eine untergeordnete Rolle?
Josip Grbavac: Instagram ist vielleicht der mit Abstand stärkste Social-Media-Kanal, um positive Geschichten zu erzählen. Natürlich spielt Instagram eine bedeutende Rolle, so haben wir auch hier beispielsweise neben dem „Hauptkanal“ noch einen weiteren explizit für den Fanshop eingerichtet: https://www.instagram.com/hannover96shop/.
Auch hier kommt es auf das Zusammenspiel an, Verein und Spieler können voneinander profitieren. Unser „Niemals allein!“ ist ja nicht nur ein Claim, sondern unser Verständnis, das durch den gesamten Verein inklusive Profimannschaft geht.
web-netz: Studien belegen, dass Social-Media-Kanäle als Traffic-Lieferanten für Online-Shops an Bedeutung gewinnen. Das dürfte auch für Hannover 96 relevant sein. Wie versucht 96 das Zusammenspiel zwischen diesen Kanälen und dem Fanshop zu optimieren?
Josip Grbavac: Indem wir neben unserer Digital-Agentur Brandung auch intern eine Vollzeitstelle für genau diese Herausforderung geschaffen haben. Fußballvereine leben nach wie vor stark vom stationären Handel. Die Fanshops in den Arenen werden alle zwei Wochen extrem stark frequentiert. Außerhalb findet die Kommunikation vor allem über Social Media statt. Die Hürden für eine Überleitung zum Online-Shop sind sehr niedrigschwellig.
web-netz: Jüngst hat eine Studie den Frauenanteil der Interaktionen von Fußballfans auf Facebook ins Visier genommen. Dabei kam heraus, dass Hannover 96 dem FC Bayern München (23%) dicht auf den Fersen ist mit 22%. Als Tabellenzehnter rangiert 96 nur 4% hinter Schalke 04, dem Fünften im Frauen-Ranking. Wo findet sich das Frauen-Thema im Vermarktungsansatz von Hannover 96 wieder? Und soll es perspektivisch verstärkt berücksichtigt werden?
Josip Grbavac: Diese Zahl ist natürlich sehr erfreulich, aber wir unterscheiden bei unseren Vermarktungsansätzen kaum zwischen Männern und Frauen. Lediglich bei den Fanartikeln, da versuchen wir auch ein umfangreiches und attraktives Angebot für Frauen zu platzieren. Vielleicht liegt die Zahl aber auch darin begründet, dass wir in allen Bereichen – sei es Merchandising, Ticketing, Medien, Marketing im Allgemeinen, e.V. – nahezu genauso viel männliche wie weibliche Kollegen im Einsatz haben.
web-netz: Auf Facebook gehen knapp 348.000 Daumen für 96 hoch. Ist in der 96-Medienabteilung extra ein Team spezialisiert auf Facebook-Performance?
Josip Grbavac: Anders geht es ja gar nicht mehr und das ist auch gut so. Auch hier spezialisieren sich die Vereine immer mehr.
Digitale Einbindung von Sponsoren? Vereinzelt ja!
web-netz: Gibt es ein Konzept zur Einbindung von 96-Sponsoren in der digitalen Vermarktung wie den Social Media-Kanälen?
Josip Grbavac: Auch die Sponsoren haben sich hier weiterentwickelt und verstehen es immer besser, ihre Inhalte gemeinsam mit den Vereinen zu kommunizieren. Auf beiden Seiten gibt es feste Ansprechpartner und einen guten Austausch.
web-netz: Welche Rolle spielen Twitter und Snapchat im 96-Marketing- und Kommunikationsmix?
Josip Grbavac: Twitter lässt meiner Meinung nach mehr Freiraum, um auch mal weniger ernstgemeinte Inhalte charmant und schnell zu platzieren. Wenig Text mit sehr großer Wirkung. Snapchat ist schon sehr speziell und die Zielgruppe sehr jung. Aber natürlich versuchen wir auch hier, erfolgreich zu kommunizieren.
Wichtig: Manpower! Auf dem Rasen und auf dem Feld des Online-Marketings
web-netz: Welche Maßnahmen erachtet 96 als wichtigsten nächsten Schritt, um das Potenzial an digitalen Vermarktungsmöglichkeiten ausschöpfen zu können?
Josip Grbavac: Wir benötigen vor allem die Ressourcen dafür, sprich die Manpower, aber auch die technischen Mittel dazu. Eine permanente Weiterentwicklung und das Verständnis der Geschäftsführung, aber auch des sportlichen Bereichs. Die Spieler selbst benötigen hier ebenfalls professionelle Unterstützung.
Herzlichen Dank für das Interview. Es wird spannend zu beobachten sein, ob Hannover 96 den positiven Trend fortsetzen kann – sportlich wie im digitalen Marketing. Wir wünschen viel Erfolg!
Bildquelle Titelbild: © by Instagram/@hannover96