Am Ende jedes Jahres lesen wir überall einen Ausblick auf die Trends in allen Technologie-Bereichen und Branchen. Diesmal starten wir sportlich in das neue Jahr. Was bedeuten die Trends des Digitalen Marketings für den Sport, genauer Fußball …Prof. Dr. Ralph Sonntag hat sich die Trends für Euch angeschaut.

Relevanz

Wir lesen überall von Content Marketing, Storytelling, Big Data, Mobile First Index, Influencer Marketing etc. Das Thema über allen ist die notwendige Relevanz und damit der Mehrwert für den Nutzer, für den Kunden. Ohne gleich von Mega-Trends zu sprechen, Relevanz ist der Trigger für sämtliche Trends und neue Technologien im Digitalen Marketing und ist immer ein guter Wegweiser für die Beurteilung von Trends und deren Integration ins Digitale Marketing. Der Nutzer entscheidet schließlich über die Akzeptanz neuer Technologien und Services. Der Mehrwert und die Passfähigkeit für den Nutzer sind es letztendlich.

Für 2017 und die nächsten Jahre sehen wir die folgenden Trends:

Vom Content Marketing zum Authentischen Marketing

Geschichten für oder von Nutzern ist per se kein neuer Marketing Trend. Werbetreibende werden zukünftig immer mehr Earned Inhalte von Social Media – Kanälen mit ihren eher push-orientierten Kommunikationsaktivitäten verknüpfen.

Durch die Einbindung von Content von Kunden gewinnt das Marketing gesamt an Authentizität. Die Werbemittel können dadurch mehr Nähe zum Kunden und potenziellen Kunden zeigen und aufbauen. Dadurch wird sich das Storytelling im Content Marketing in Richtung Authentisches Marketing entwickeln.

Gerade im Fußballbereich sind Fanberichte allgegenwärtig. Von jedem Spiel wird berichtet, Fotos gepostet und anschließend das Spiel diskutiert.

In fußballaffinen Social Media können Werbetreibende bzw. Sponsoren aus dem Fußballumfeld zum einen ihre Kampagnen verlängern und zum anderen ist hier die Basis, um Earned- und Paid-Media zu verbinden.

Das Stationäre ist der Sonderfall des Mobilen

Die Mehrzahl der Suchanfragen kommt über mobile Devices. Google hat erst vor kurzem dem mobilen Index mehr Gewicht bei dem Ranking gegenüber dem Hauptindex verliehen. Konkret bedeutet dieses, dass Google zuerst die Mobile Site einer Website nutzt und erst anschließend schaut Google, ob es auch eine nicht-mobile Version gibt.

Somit wird auch bei Google „das Stationäre zum Sonderfall des Mobilen“.

Die Frage, die sich Website-Betreiber vor diesem Hintergrund stellen müssen, lautet: „Wird eine Website zukünftig benötigt oder will der Nutzer passenden Content?

2017 werden wir zunehmend mobile Angebote sehen können, die auf eine Desktop-Version verzichten werden. Der passgenaue Content ist wichtiger als die Bedienung klassischer Desktop-Computer.

Kunden und Kontext

Der Zugriff über den Standort bzw. über das jeweilige Device gibt schon einige Informationen, in welcher Situation sich der Nutzer befindet, um ihm den relevanten Content anzubieten.

Zukünftig wird der Kontext des Nutzers wichtig sein. Nicht nur die mobile oder stationäre Nutzung bestimmt das Informationsbedürfnis und beispielsweise die Auswahl von Suchergebnissen, sondern auch gerade in welcher Situation sich der Kunde befindet.

Der Kontext, d.h. die Berücksichtigung von Situation, Aktivitäten des Nutzers, die Umgebung etc., sind der Schlüssel zur Passfähigkeit und damit Relevanz von Inhalten. Websites werden zukünftig mehr die Nutzerinteressen und -aktivitäten berücksichtigen, um kontext-abhängige und damit passgenaue Inhalte online bereitzustellen.

2017 werden wir digitale Angebote sehen, in denen der Kontext der entscheidende Trigger für den Content sein wird.

Die Aufgabe wird sein, genau die Verbindungen zwischen Kontext und Produkt zu erkennen und dann entsprechenden Content anzubieten und zu liefern.

Genau hier entsteht eine Verbindung zu Social Media, in denen der Nutzer offen seine Interessen kundtut und auch postet, in welcher Situation er sich gerade befindet. Facebook bietet zum Beispiel eine Plattform, in denen kontext-basierte Werbung in ersten Ansätzen möglich ist.

Digitale Stadien

Auch die Fußballstadien selbst werden immer digitaler. Bald wird es möglich sein sich seine Bratwurst per Smartphone an den Sitzplatz zu bringen. Das Bezahlen von Bratwurst und Bier per Mobile Payment gibt es bereits in mehreren Bundesliga-Stadien.

Smartphone Login-Screen im Stadion

Check! Bier und Bratwurst im Stadion per Mobile Payment bezahlt.

Außerdem hat mittlerweile nahezu jeder professionelle Verein eine eigene Vereins-App. So können beispielsweise exklusive Inhalte zum Sportereignis, dem erweiterten Fan-TV, Service-Angeboten, dem Merchandising und Catering über die App abgewickelt werden. Die Vereine erlangen damit natürlich auch immer mehr Daten, mit denen sie zwecks Kundenbindung arbeiten können.

Was WLAN im Stadion betrifft, ist der Spitzenreiter der BVB Dortmund, der seit einigen Jahren mit 80.000 Fans jedes zweite Wochenende quasi eine Kleinstadt online bringt.

Fanartikel und E-Commerce

Der Handel von Merchandisingartikeln ist heute schon vorwiegend digital. Bayern München erzielt schon über 50% seines Umsatzes in diesem Bereich über digitale Kanäle und baut den E-Commerce-Kanal sukzessive aus. Der Deckungsbetrag ist durch den direkten Vertrieb entsprechend größer und vor allen Dingen kann der Verein eine direkte Kundenbindung aufbauen und pflegen.

Deshalb macht es Sinn, wenn Fußballfans bei der Suche nach Fanartikeln ohne Umwege zu ihrem Lieblingsverein geleitet werden.  Jährlich gibt es ca. 8,6 Mio. Anfragen, die in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Kauf von Fanartikeln stehen. Allerdings nutzt bisher kaum ein Verein die Möglichkeiten, die Suchmaschinen-Marketing bietet, voll aus.  Dies hat die Große Suchmaschinen-Potenzialanalyse der Profi-Fußballvereine von web-netz ergeben, die gerne kostenlos angefordert werden kann.

Filter Bubble & Social Media

Die Kommunikation zwischen Unternehmen zu Konsumenten und primär zwischen Nutzern untereinander findet heute und auch in den nächsten Jahren auf Social Media statt. Die Filter Bubble (Filterblase) personalisiert auf der einen Seite das Social Web, auf der anderen Seite reduziert diese die Bereitschaft, selbst nach Neuigkeiten und Inhalten außerhalb des Newsstream zu suchen.

Serendipitätseffekte, d. h. wenn beim Surfen interessante Informationen zufällig entdeckt werden, werden dadurch eher zurückgehen. Die Nutzer bekommen durch die Fokussierung auf die Filter Bubble eine eingeschränkte Sicht.

Für Unternehmen, für anderen Content und Meinungen wird es durch diese Fokussierung schwierig in den Newsstream des Social Media Kanals des jeweiligen Nutzer aufzutauchen.2017 werden wir uns mit den Potenzialen und Gefahren einer auf den jeweiligen Nutzer ausgerichteten Filter Bubble auseinandersetzen. Die Frage wird sein, wie man bewusst anderen Content und Meinung in den Newsstream integrieren kann und Serendipitätseffekte fördern kann.

Zukünftig wird die Kommunikation knapper und multimedialer. So werden Social Media – Kanäle wie Instagram und Snapchat einen deutlichen Schub im nächsten Jahr erhalten. Gerade Sportvereine und Sportler haben Social-Media-Profile auf allen Plattformen. Es ist das moderne Tagebuch für Fans. So folgen zum Beispiel Toni Kroos @toni.kr8s auf Instagram 1,1 Millionen Nutzer (siehe auch „Die elf beliebtesten deutschen Fußballspieler auf Instagram“ von businessinsider.de.).

Screenshot Instagram-Kanal mercedesbenzfussball

Instagram-Kanal von mercedesbenzfussball

Diese Kanäle sind schon heute die Instrumente der Kundenbindung. Die Kommunikation zu Kunden und potenzialen Kunden wird zukünftig via Hashtags erfolgen, die zentral gesteuerte Website wird an Bedeutung verlieren. Die spontane Kommunikation wird wichtiger und zunehmen.

Quantified Team & Things

Im Fitness- und Sportbereich ist schon seit einigen Jahren der Trend zum Quantified Self, der Selbstvermessung, zu beobachten. 2017 wird dieses nach unserer Ansicht weiter zunehmen. Die bisherigen Anwendungen fokussieren die ambitionierten Freizeitsportler. Zukünftig werden die Daten gesammelt, die über unterschiedliche Sensoren erhoben werden. Quantified Self wird nicht nur die Sportaktivitäten, sondern sämtliche Aktivitäts- und Vitalitätswerte umfassen.

Für den Sport bedeutet dieses, dass immer mehr gemessene und prognostizierte Daten verschmelzen werden. Im Fußball sind die Analyse jeder Spielbewegung essentiell für die Auswertung des Spiels, der Ableitung der gegnerischen Strategie und Basis für die Spielaufstellung sowie die eigene Taktik. Im Profibereich gehört dieses zum Handwerkszeug eines jeden Fußballtrainers bzw. des Datenanalytikers des Fußballvereins.

Fussballfeld Spielbewegung auf Kreidetafel

Tafel-Taktik: Heute helfen neue Technologien bei der Analyse jeder Spielbewegung.

Durch die Verfügbarkeit der Technologien im Bereich Quantified Self ist dieses zunehmend für jeden und jedes Fußballteam möglich. Auch gibt es Trainingstools, um ganz spezifische Situationen zu trainieren. Der Footbonaut ist eine Ballmaschine für Fußballer, mit bis zu 200 Ballkontakten in 7 Minuten. Der DFB berichtet hier über den Footbonaut: https://www.dfb.de/news/detail/footbonaut-der-kreativitaet-sind-keine-grenzen-gesetzt-139204/

Aus dem Quantified Self wird ein Quantified Team, zum Beispiel  im Fußball. So gibt es schon erste Anwendungen, die automatisch Daten wie Geschwindigkeit, Sprints, Pulsschlag des gesamten Teams und Spielbewegungen aufzeichnen, z.B. Systeme wie FieldWiz.

Screenshot FieldWiz

Das Messgerät FieldWiz analysiert die strategischen und körperlichen Leistungen von Fußballspielern: Erklärvideo auf Youtube

Das Gerät besteht aus einem autonomen Apparat, der am Rücken des Spielers getragen wird und im Spielverlauf Daten sammelt.

Damit können dann die Spielphasen ausgewertet werden, Strategieentscheidungen getroffen oder sogar Simulationen mit unterschiedlicher Spieleraufstellungen oder Taktiken durchgeführt werden.

Neben dieser Datenerhebung werden die Sportgeräte immer intelligenter. Fußbälle sind mit Sensoren ausgestattet, so wird gemonitort, wie genau ein Ball getroffen wird und gut der Spieler dribbeln kann.

Zusammenfassung

Der Nutzer steht schon immer im Mittelpunkt. 2017 werden die Daten, die Aktivitäten und die jeweilige Situation des Nutzers für zunehmend individual abgestimmten digitalen Content genutzt. Spannend werden die Kampagnen sein, die spielerisch den Nutzer selbst und Kanäle wie Snapchat integrieren.

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Unterschrift Prof. Dr. Ralph Sonntag

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